[ZOOM] Konstruktives Mitreden

Der neue Präsident der ACEL, Pascal Thinnes, über seine Pläne und Kritikpunkte

Pascal Thinnes, 25 Jahre alt, wurde am vergangenen 26. Dezember bei der Generalversammlung der Studierendenorganisation ACEL (Association des Cercles d’Étudiants Luxembourgeois) zum neuen Präsidenten ernannt. Die ACEL vertritt rund vierzig Studentenkreise quer durch Europa und sogar darüber hinaus, und über diesen Weg mehr als 10.000 Studenten. Pascal Thinnes war bisher stellvertretender Vorsitzender und ist der Nachfolger von Pol Lutgen. Der Student im Bauingenieurwesen wird den Posten ein Jahr innehaben, da er danach sein Studium abschließen wird.

Pascal Thinnes hat Pläne für die ACEL: „Mein persönliches Ziel für das Jahr 2019 ist, grundsätzlich die mittlerweile hervorragende Position der ACEL in der Gesellschaft zu stärken oder sogar noch zu verbessern. Die ACEL hat in den letzten Jahren gezeigt, dass sie immer mehr zu einer ernstzunehmenden Vereinigung geworden ist, die auf politischer als auch studentischer Ebene ihre Ziele bis dahin alle erreichen und mit Vertretern aller Art konstruktive und produktive Dialoge führen konnte.“ In der Tat war die ACEL als Studentenvertreter tief an den Grundsatz- und Detaildiskussionen über die Schulreform im Sekundarunterricht oder bei der Reform der Studentenbeihilfen beteiligt. „Die ACEL hat über die letzten Jahre gezeigt, dass sie für konstruktive Gespräche immer offen ist und mit ihr eine produktive und auch faire Lösung zu finden ist. Wir versuchen immer im Interesse des Studenten zu handeln, aber auch die Gegenseite bestmöglich in diesen Gedanken zu integrieren“, sagt Pascal Thinnes.

Protestscheue und diskussionsfreudige Organisation

Als aktive Teilnehmerin an der Hochschulpolitik der aktuellen sowie auch der vorherigen Regierung, zeigt sich die ACEL als eine protestscheue, dafür aber diskussionsfreudige Organisation. Die Dynamik der Generalversammlungen der ACEL ist offen, kontrovers, doch geordnet und konstruktiv. Thinnes hat lobende Worte für die Regierung: „Die Regierung hat in den letzten Jahren gezeigt, dass sie die Luxemburger als auch die ausländischen Studenten in verschiedenen Formen unterstützt. Ein rezentes Beispiel ist der gratis öffentliche Transport für Studenten und Schüler, der in Zusammenarbeit mit dem MDDI (Ministère du Développement Durable et des Infrastructures) ausgearbeitet werden konnte. Sie hat in den letzten Jahren immer wieder auf die Bedürfnisse der Studenten gehört und versucht, diese bestmöglich umzusetzen. Der kontinuierliche Dialog mit der ACEL hat ebenfalls zu dieser positiven Entwicklung beigetragen.“ Nur bei der Digitalisierung würde man noch hinterherhinken. Um Studenten gut auf eine sich rasch transformierende Arbeitswelt vorzubereiten, müsse man auf Regierungsebene Fortschritte machen.

Reform des Regelwerks von Praktika in der Kritik

Kritik gibt es auch an der geplanten Reform des Regelwerkes von Praktika: „Nachdem von der ,Chamber‘ eine Vielzahl an Änderungsanträgen eingereicht worden ist, haben wir uns diese intern durchgelesen und festgehalten, dass die meisten für uns tragbar sind. Das ,Amendement 152-5‘ jedoch trifft bei uns auf kein Verständnis. Durch die momentane Formulierung wird einem Schüler vor Beginn seines Studium ein Praktikum untersagt. Jedoch werden von verschiedenen Universitäten Vorpraktika verlangt. Ebenso würde einem Studenten, der sich zwischen Bachelor und Master befindet, auch hier die Tür für ein Praktikum verschlossen.“ Man würde diesbezüglich mit Arbeitsminister Dan Kersch in Kontakt treten, um die ACEL-Position einzubringen.

Für im Ausland studierende Luxemburger gibt es seit Jahren wiederkehrende Probleme mit lokalen Steuern und Regelwerken, darunter die GEZ in Deutschland und die „taxe d’habitation“ (Einwohnersteuer) in Frankreich. Auch bei Nationalwahlen im Großherzogtum passierte es vielen Studenten, dass sie den Versand des Wahlbriefs selbst zahlen mussten, und dass viele Wahlbriefe zu spät ankamen.

GEZ in Deutschland – Einwohnersteuer in Frankreich

Pascal Thinnes erklärt: „Seit jetzt mehr als zwei Jahren können sich die Luxemburger Studenten in Deutschland von der GEZ befreien lassen, wenn sie die entsprechenden Randbedingungen erfüllen. In Zusammenarbeit mit dem Hochschulministerium konnte hier ein Weg zur Befreiung vom Rundfunkbeitrag entwickelt werden. Die ,Taxe d’Habitation‘ in Frankreich ist und wird wohl weiterhin ein Dorn im Auge der ACEL bleiben. Bisher konnte noch keine entsprechende Lösung gefunden werden. Jedoch wird dieses Thema den Vorstand der ACEL weiterhin beschäftigen. Beim ,vote de correspondance‘ müssen wir bei den nächsten Wahlen aufpassen, dass die Studenten ihren Brief nicht selbst bezahlen müssen. Die Problematik kam leider so schnell, dass wir nicht mehr darauf reagieren konnten. Weitere Projekte, die schon seit letztem Jahr in Angriff genommen wurden, sind einerseits das KFZ-Steuergesetz in Deutschland, was mittlerweile auch luxemburgische Studenten betrifft, anderseits aber auch die GIS in Österreich, das Pendant zur GEZ in Deutschland, welche auch hier Luxemburger Studenten ärgert. In beiden Fällen wurden schon die ersten Kontakte mit den entsprechenden Parteien aufgenommen.“

Für Pascal Thinnes ist es allerdings ebenso wichtig, die großen Veranstaltungen der ACEL richtig zu organisieren. Neulinge sollten besonders den „Studentebal“ kennenlernen, der „the place to be“ sei, besonders für Neuankömmlinge. „Daneben sollte auch das ,Tournoi de Noël‘ nicht in Vergessenheit geraten, da es die beste Möglichkeit ist, nach den Feiertagen ein bisschen Sport zu treiben, mit dem schönen Nebeneffekt, auch mal wieder die Kommilitonen aus den anderen Universitätsstätten wiederzusehen. Natürlich organisieren auch unsere Vereinigungen unzählige Veranstaltungen über das ganze Jahr, beispielsweise den ,Züricher Bal‘, welcher jedes Jahr immer hunderte Studenten in die Luxexpo The Box lockt“, so Thinnes.

Mehr Informationen zur ACEL auf der Website www.acel.lu 


Dieser Artikel wurde vom Lëtzebuerger Journal veröffentlicht.

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About Bill Wirtz

My name is Bill, I'm from Luxembourg and I write about the virtues of a free society. I favour individual and economic freedom and I believe in the capabilities people can develop when they have to take their own responsibilities.

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