Einen Fall für den Markt

Dieser Artikel wurde für die luxemburgische Tageszeitung “Lëtzebuerger Journal” geschrieben, und wurde in der Rubrik “Reportage” veröffentlicht. Text in veränderter Form im Print)

Seit 14 Jahren betreibt die Familie Clees ihre Stände auf Marktplätzen in Luxemburg. Der Hof, den sie 1993 von ihren Eltern übernommen hat, wurde zunächst konventionell von Sylvie Clees geführt, bevor sie in den biologischen Anbau wechselte. Im Jahr 2002 erhielt sie das europäische Bio-Label für ihre Produkte und begann bald darauf mit dem Verkauf von Obst und Gemüse auf öffentlichen Märkten. Dazwischen hatte sie versucht es mit einem Auto und einem Stand von 1,5 Metern mobil zu sein, und sich selbst zwischen verschiedenen Dörfern zu bewegen. Das hatte allerdings wenig Erfolg, weshalb sie auf den Markt zurückkam.

Für Sylvie Clees ist klar dass sich auf dem Markt einiges verändert hat. Am Anfang des Gesprächs mit Lëtzebuerger Journal macht die Landwirtin darauf aufmerksam dass es zumindest auf dem städtischen Markt mal besser ging: “Vor 3-4 Jahren war es viel besser hier auf dem Markt. Leider sind seitdem viele Banken auf der Oberstadt ins Viertel des Kirchberg gezogen.” Auch ältere Mitbürger würden den Markt nicht mehr besuchen weil sie nicht so mobil sind. Für fünf Stunden Transport- und Aufbauarbeit würde nur noch eine Stunde am Ende gearbeitet werden.

Für die Betreiberin des “Biohaff Clees” hat die Demographie der Markbesucher sich verändert. Hauptbesucher wären mittlerweile Eltern mit ihren Kindern, ältere Menschen (auch wenn diese nicht viel einkaufen wegen dem Gewicht), und allgemein solche die hier und da etwas einkaufen. Kunden die alle ihre Lebensmittel auf dem Markt einkaufen würden gäbe es kaum noch. Aus diesem Grund würde sie, sowie auch andere Marktleute, darüber nachdenken den städtischen Markt ganz aufzugeben: “An Regentagen machen wir Verluste. Da fragt man sich schon ob es sich noch lohnt hierher zu kommen.” Außerhalb der Hauptstadt wäre die Situation besser. In Ettelbrück – wo der Stand Freitags zwischen 8 und 12 Uhr tätig ist – hätte der Stand ihres Biohofs immer genügend Kunden.

Mit Zwischenhändlern hätte sie schlechte Erfahrungen gemacht: “Seitdem produziere ich am liebsten nur für mich selbst. Das ist auch einfacher.” Doch Sylvie Clees sieht nicht alles grau. Viele junge Menschen würden sich wieder für den Markt begeistern: “Man merkt dass es nicht nur junge Familien sind, sondern auch individuelle junge Kunden die uns aufsuchen, auch besonders unsere Bio-Produkte. Lokalwirtschaft scheint wieder beliebt zu werden.” Sylvie Clees sieht auch die allgemeinen Kaufentscheidung der Luxemburger als unkritisch. Es wäre doch schön dass jeder seine Wahlfreiheit hat: “Natürlich hat auch nicht jeder das Geld um auf den Markt zu kommen. Wir können ja nicht in der gleichen Masse einkaufen wie die Supermärkte.” Die Landwirtin glaubt auch daran dass es weiter möglich ist für junge Leute sich in diesem Bereich einzuarbeiten, “solange die Person sich bewusst ist dass es mit viel Arbeit verbunden ist. Doch ja, man kann als junger Landwirt noch immer seine Leidenschaft erfolgreich durchziehen, wenn man die anfänglichen Durststrecken übersteht.”

Bei der Reform der Agrarsubventionen in der Europäischen Union hat Sylvie Clees auch ihre Meinung: “Da muss sich die Politik nun entscheiden was sie von den Bauern will. Sie kann ja nicht immer von den Landwirten verlangen dass alles grün ist und schön aussieht, und dann auch noch billig verkauft wird. Dafür sind die Subventionen ja da, damit die Preise niedrig bleiben, nicht wahr? Entweder wir werden in den richtigen Maßen unterstützt, oder wir geben den markt frei, und dann müssen die Preise auch steigen. Eines von beiden.” Sie wäre auch enttäuscht darüber dass die Verwaltungsarbeit immer komplizierter wird: “Es wird versucht alles einfacher zu machen, doch das funktioniert nicht wirklich.” Es könnte ihr zufolge vielleicht auch daran liegen dass die die Verwaltungsvorschriften machen nicht selbst im Bereich arbeiten. Als Resultat wären Landwirte mit mehr Bürokratie beschäftigt als nötig wäre.

About Bill Wirtz

My name is Bill, I'm from Luxembourg and I write about the virtues of a free society. I favour individual and economic freedom and I believe in the capabilities people can develop when they have to take their own responsibilities.

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