Dieser Artikel wurde für die luxemburgische Tageszeitung “Lëtzebuerger Journal” geschrieben. Die Rubrik “ZOOM” greift junge, alternative und unternehmerische Themen auf und bringt sie den Lesern näher. (Text in veränderter Form im Print)
Poetry Slam hat sich in Luxemburg in den letzten Jahren langsam aber stetig zu einer etablierten literarischen Unterhaltungsform entwickelt. Immer mehr Menschen – Jung und Alt – beteiligen sich als Teilnehmer oder Zuschauer an Poetry Slam-Wettbewerben. Das bestätigt auch Philippe Schockweiler, Mitgründer des „Géisskan Kollektiv“ in Luxemburg, eine Gruppe von Kennern im Bereich Poetry Slam, die Veranstaltungen organisieren und Neuankömmlingen Tipps und Tricks geben. „Wir haben schnell gemerkt, dass die Nachfrage in Luxemburg besteht, und wir wollten Slammern die Möglichkeit geben, ein Publikum zu unterhalten“, sagt er.
Zum Wachsen bringen
Vor genau drei Jahren wurde das „Géisskan Kollektiv“ gegründet. Mittlerweile erreicht es mit seinen Veranstaltungen – die auch oft gemeinsam mit anderen Gruppen organisiert werden – nicht selten zwischen 100 und 200 Menschen, die zum Zuhören vorbeikommen. Die Gießkanne sei symbolisch, da sie kleine Pflanzen dazu bringen kann zu wachsen. Genau das will das Kollektiv auch: In Workshops erklären die Mitglieder jungen Menschen, wie man Texte schreibt und vorträgt. Dabei greifen sie auch auf die Hilfe von professionellen Slammern zurück. Philippe Schockweiler erklärt, dass nach Veranstaltungen oft Lehrer mit der Bitte kämen, etwas mit ihrer Klasse auf die Beine zu stellen: „Ich war selbst überrascht, wie überwältigend das Interesse ist. Wir haben inzwischen 30 und 40 Teilnehmer, die regelmäßig auftreten.“ Und das Phänomen würde nicht nur ein junges Publikum anziehen: „Ich würde sagen, dass es beim Publikum oft 50/50 steht zwischen den 16- bis 35-Jährigen und denen über 40“, meint Schockweiler.
Was die Inhalte der Texte anbelange, so wären diese zwar auch verschieden, doch es würden vor allem gesellschaftliche Themen aufkommen. Beziehungen, Popkultur und Leitkultur ständen im Vordergrund, obwohl auch humorvolle Texte beliebt seien. „Wer dem Publikum gefallen will, muss es entweder zum Lachen oder zum Nachdenken bringen“, erfahren wir.
Poetry Slam sei nach wie vor das „enfant terrible“ der Literatur: Ob es sich auch um richtige Literatur handelt, sei in der Wissenschaft noch heftig umstritten, meint der Mitgründer des Kollektivs. Spaß mache es trotzdem, ob literarisch anerkannt oder nicht. Es stehe zwar nicht so schlecht um die literarische Kunst im Großherzogtum, wie viele meinen würden, doch Poetry Slam würde der Sache auf jeden Fall einen Schub geben, und das wäre auch gut so.
Neunte Ausgabe der „Poetry Slam de Lux“
Das „Géisskan Kollektiv“ funktioniert auf rein freiwilliger Basis und ist momentan nicht einmal als ASBL eingetragen. Philippe Schockweiler erklärt, dass man es locker angehen wolle: „Ich will nicht, dass wir uns wie große Organisationen jetzt jedes Jahr in Stein gemeißelte Ziele setzen. Wir machen was uns Spaß macht.“ Am nächsten Wochenende organisiert das „Géisskan Kollektiv“ die neunte Ausgabe des „Poetry Slam de Lux“. Stattfinden wird sie am Freitag, dem 23. November um 20.00 in Wiltz im „Prabbeli – Brandbau“ und am Samstag, dem 24. November um 20.00 in den Rotondes in Luxemburg-Stadt.
Mehrere Slammer werden erwartet, die international bekannt sind. Die französische Slammerin Chadeline gewann 2017 den „Grand Slam National“ im Einzelwettbewerb, nachdem sie den Titel dreimal im Team gewonnen hatte. Christian Ritter hat die deutsche Frankenslam-Meisterschaft zweimal gewonnen. Agnes Maier ging als Gewinnerin der österreichischen Meisterschaft im Jahr 2017 hervor. Giovanni Centola heimste 2016 den belgischen Nationaltitel ein. Große Namen also, die auf die luxemburgische Poetry Slam-Szene aufmerksam geworden sind.
Philippe Schockweiler und das Kollektiv hoffen auf viele Zuhörer, besonders auch solche, die Poetry Slam noch überhaupt nicht kennen.
Wer mehr über die Veranstaltungen und das „Géisskan Kollektiv“ erfahren will, sollte auf der Facebook-Seite www.facebook.com/geisskan vorbeischauen